Reparatur des Grundig Fine Arts Röhrenvorverstärkers


Das die bei E-Bay erworbene Vorstufe nichts mehr mit dem angebotenen Originalzustand zu tun hatte wurde uns bei der Abholung klar, da fehlte schlicht die Netzteilbuchse, ein abgekniffenes Netzkabel ragte aus dem Loch und war dem Sicherungshalter verlötet, da wir das Goldkind nicht in den Händen solch grausamer Frickler lassen wollten haben wir sie nach neuen Preisverhandlungen doch übernommen. Zuhause näher getestet war klar das da eigentlich gar nichts mehr stimmte, stark unterschiedlicher Pegel bei Linear/Loudness Umschaltung, unterschiedlicher Klang im rechten und linken Kanal und ein fröhliches Knistern im linken Kanal das sich nachdem dem man Goldkind einen freundlichen Klaps gab für einige Zeit beruhigte.

Weiter unten noch angefügt die Reparatur des Geräts 008  überarbeitet 27.05.2019

Also alles auseinander bauen und in Ordnung bringen.

Hier ein einfacher Weg das Gerät zu zerlegen, auch wenn mal die Röhren gewechselt werden müssen. Da sollte man unbedingt darauf achten das dass Gerät immer auf der Tischplatte bleibt sonst hat man schnell ein goldenes Puzzle.

Als erstes einen der Füße über die Tischkante ziehen und die Schraube etwas lösen, dann das Gerät wieder vollständig auf die Tischplatte stellen,

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dann die zweite Schraube etwas lockern, man kann beide Schrauben gleichzeitig rausschrauben wie abgebildet, dabei besteht aber die Gefahr das dass Gestänge beim zurückschieben auf den Tisch abkippt, besser ist nach dem lösen beider Schrauben eine Schraube ganz herauszudrehen, das Gestänge kann dann einfach nach außen geklappt werden, die Schraube auf jeden Fall wieder reinstecken und das Gerät auf die Tischplatte zurückschieben, dann kann der lose Bolzen zusammen mit der Querstange abgenommen werden und der noch verschraubte Bolzen nach oben abgeschraubt werden ohne das Gerät vom Tisch zu nehmen.

das gleiche Vorgehen dann mit der anderen Seite.

das sieht dann so aus, nun noch die Knöpfe abziehen dann kann der Deckel mit den Röhrenkappen nach oben abgenommen werden. Dazu noch ein Tipp, bitte niemals die Schrauben der Netzteilabdeckung abschrauben außer Ihr steht auf Puzzles. 

hier die komplette Deckplatte.

nun die Bolzen und Seitenplatten vorsichtig abnehmen, bitte die Anordnung merken da sie nicht hunderpro identisch sind. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten.

Die eine ist nur die Poti Muttern, Schalterschrauben und vier M4 Schrauben in den Ecken zu entfernen, dann kann die ganze Platte mit den Verstärkern abgenommen werden,

So wie hier zu sehen, da alles gesteckt ist geht das recht einfach, aber Vorsicht die Stecker können vertauscht werden also besser Kennzeichnen.

Die zweite Möglichkeit besteht darin alle Schrauben zu entfernen, dann kann nur die Patte abgenommen werden, der Verstärker läuft auch ohne die Platte, wichtig um Messungen durchzuführen. Vorsicht, da die Platinen dann lose unten aufliegen Iso Material darunter schieben. Achtung auch bei den M3 Senkschrauben, bitte getrennt aufbewahren, die anderen Geräteschrauben sind länger und passen beim Deckel nicht.

Zuerst habe ich mir die sehr verunstaltete Ausgangsstufe vorgenommen, in der Realität sahen alle Platinen wesentlich schlimmer aus als auf den hellen Fotos zu sehen, auch weil beim löten gegen alle Regeln mit Lötfett gearbeitet wurde und alles mit Sprayrückständen verseucht war, was dann auch zum Knistern führte und außerdem die Kontakte der Röhrenfassungen oxydiert hat.

also blieb mir nichts anderes übrig als alles auszulöten und die Platine und Sockel mit einer feinen Messingbürste zu reinigen, hier die Oberseite der Ausgangsstufe, die Widerstände krumm und schief eingelötet mit Lötresten, die Ausgangskondensatoren fehlen vollständig, unten wurden für den rechten und linken Kanal unterschiedliche Kondensatoren verwendet, oben wurden die vier Original 47microFarad Kondensatoren durch zwei 0,47 micro MKS ersetzt,

dazu kamen abgebrannte Leiterbahnteile, ich nehme an das eine Überarbeitung misslungen ist, das Gerät  abgebrannt ist und der Reparaturversuch dieses Chaos verursacht hat, also alles runter.

hier die gereinigte und entlötete Platinen,

hier die überarbeitete Ausgangskarte mit den richtigen Kondensatoren, wer genauer hinsieht wird merken das ein paar teile mehr da sind.

hier die Rückseite, wo nicht mehr vorhanden habe ich die Original Leiterbahnwege mit Draht nachgelötet, die von den Bastlern ausgeführten Massequerverbindungen können zu Brummschleifen führen, also immer an das Original halten.

hier das Netzteil, ich habe sicherheitshalber demontiert und angeschlossenen Kabel bis zur Isolierung nachgelötet um beim verdrehen Kurzschlüsse zu vermeiden und dem angebratenen grünen Kabel einen neuen Stecher gegönnt.

hier die untere Eingangsplatte mit dem Eingangswahlschalter, auch hier fehlten teilweise Eingangskondensatoren und auch die wichtigen Masseabschlusskondensatoren fehlten vollständig, ich habe sie durch hochwertige VDE X8 MKPs gleicher Größe ersetzt.

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nun die obere Eingangsplatine, auch hier fehlten teilweise die Eingangskondensatoren und die Masseabschlüsse.

hier sah es nicht ganz so grausam aus so das eine Reinigung und nachlöten ausreichte.

nun zur Reglerplatine, hier sah es fast so schlimm wie auf der Ausgangskarte, fehlende Kondensatoren, durchgebrannte Leiterbahnen

die Rückseite der Reglerplatte, die durchgebrannte Leiterbahn in der Mitte des Pegelschalters wurde ganz übersehen, am Balancepoti wurden die Masseleiterbahnen erst aufgetrennt und dann wieder verlötet,

warum keine Ahnung, ich habe das Poti sicherheitshalber ausgebaut und überprüft, es war in Ordnung, wahrscheinlich sind die Bastler nicht mit den seltsamen Eigenschaften klargekommen, es handelt sich um ein spezielles Alps Balance Poti, das rechts und links abwechselnd erst ab der Mittenposition regelt.

hier die überarbeitete Reglerplatte, auch hier sind wieder einige fehlende Teile dazu gekommen, leider hatte ich für die Netzschalterbuchse keine zweipolige Buchse mehr, aber so ist es wieder steckbar und Original Grundig.

die Rückseite, deutlich zu sehen die vorher fehlende Masseleiterbahn in der Mitte, die überlöteten Leiterbahnen des Balancepotis sehen im Original nicht so hügelig aus.

nun alles zusammenbauen

Deckelplatte aufsetzen, inzwischen ist das Gerät anstelle der Valvo Siemens Mischbestückung mit Telefunkenröhren bestückt,

bei der Montage darauf achten das alle Stecker vor dem Zusammenbau gesteckt sind.

die Eingangskarten

die Rückseite noch ohne die Netzgerätebuchse.

die Ausgangskarte über dem Netzteil

fertig zum Test und nischt, nachdem der Originalzustand wieder hergestellt trat wohl der vorherige Fehler wieder in Erscheinung der dann wohl zu den wilden Massebrücken geführt hatte. Zum messen habe ich die Deckelplatte nochmals abgenommen, die Eingangsstufen hatten zwar Anodenspannung, die war aber viel zu hoch, also fehlt die Masse. Der Fehler lag dann in einem Haarriss in der Leiterbahn auf der Ausgangskarte, Grundig führt die Masse von der Ausgangsseite immer über eine Leitung ohne Abzweigung bis zu den Eingängen wo durch die Masseabschluss Kondensatoren noch mal gegen Masse geblockt wird, nur zum Netzteil besteht eine Querverbindung. Das ist sehr wichtig um Brummschleifen und Einstreustörungen zu verhindern, so ein Fehler kann also nicht einfach durch ein zusätzlich verlegtes Massekabel behoben werden, die Original Leitungsführung sollte also auf jeden Fall wieder hergestellt werden.

Abschließend dazu noch einen Tipp, in den meisten Fällen kommt man mit dem auslöten und ersetzen aller in Frage kommenden Bauteile schneller zum Ziel als mühsam in einer unbekannten Schaltung rumzubraten, dabei wird meist mehr zerstört als gewonnen.


Reaparatur der Nr. 008

Hier eines der ersten Geräte, die Demontage wie oben gezeigt, hier die komplett gesteckten Platinen ohne Gehäuseteile zur Fehlersuche

Problem der Ringkerntrafo ist aufgeraucht verursacht durch defekte Elkos, hier einen passenden Röhrentrafo zu finden war schwer ich habe dann einen Endstufentrafo mit 2 x 60V Wicklungen benutzt der eine weitere Zusatzwicklung mit 12V für die Heizung hatte. Er hat eine höhere Leistung als das Original was ja nicht verkehrt ist.

Gut zu sehen die zwei Elkos der Verdopplerschaltung, dahinter hochwertige BHC Elkos. Die Dioden für die Heizung wurden durch Shottkydioden ersetzt um die thermische Belastung zu senken.

Das ganze war eine wenig knapp aber funzt.

Letzter Test ohne Gehäuseteile.

Die Spannung stimmt perfekt, klanglich Nachteile ergaben sich nicht.

Bei Fragen zum Grundig Fine Arts Röhrenvorverstärker einfach eine Mail senden.


mailto:  info@roehrensockel.de

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